Das Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 1 (Kompetenzzentrum Landesamtsdirektion) / Volksgruppenbüro, hat, wie 2010, eine Delegation aus dem Banater Bergland zum 22. Europäischen Volksgruppenkongress des Landes Kärnten in Klagenfurt am Wörthersee eingeladen. Unsere Gruppe, unter der Leitung des DFBB-Vorsitzenden Erwin Josef Ţigla Uhr am 21. November früh los und konnte am späten Nachmittag die Hotelzimmer beziehen und sich für den Begrüßungsabend auf Einladung des Landes Kärnten im Restaurant „Waidmannsdorfer Hof“ vorbereiten.
Dort wurden wir von Udo Puschnig und Werner Platzer herzlich begrüßt und trafen auch die anderen eingeladenen Teilnehmer, u.a. aus Siebenbürgen (darunter Anita Pavel, die Geschäftsführerin unseres Landesforums, Dietrich Galter, den Dechanten des Hermannstädter Kirchenbezirks, und Kilian Dörr, den Stadtpfarrer von Hermannstadt) sowie aus Czernowitz und Kiew in der Ukraine, unter ihnen alte Bekannte.
Der 22. November war im ersten Teil den Auslandsgästen gewidmet. Frau Dietlinde Schlimp zeigte uns wie im vorigen Jahr die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten. Es gab auch diesmal einen Rundgang durch das Zentrum, mit einigen Neuigkeiten, darunter die „Fuchs“-Kapelle in der Stadt-Hauptpfarrkirche „St. Egid“. Diese Kapelle wurde 1990 – 2010 vom Wiener Künstler Prof. Ernst Fuchs, dem Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, mit einigen seiner Studenten gestaltet und von ihm selbst als sein großes Lebenswerk genannt.
Die Bilder, auf Leinwand gemalt, die an Wände und Decke geklebt sind, haben zentrale Themen aus der Geheimen Offenbarung des Johannes zum Inhalt: das „Ziel aller Dinge“ im Spannungsfeld des Finales der Welt, der Apokalypse, u. a. das Abraham-Opfer, die sonnenbekleidete Frau mit dem Erlöserkind, Christus, der Hohepriester, die Paradiesbäume, vier apokalyptische Reiter, die sieben Posaunenengel, der Engel der Geschichte usw., wobei die biblischen Themen den modernen Errungenschaften der Technik gegenüberstehen. Ein Altar aus Glas und Swarovski-Kristallen und die Bodenbeleuchtung vervollständigen diese Kapelle.
Am Abend gab es die Veranstaltung „Blickpunkt Czernowitz“, organisiert von der Kärntner Landesregierung in Kooperation mit der „Georg-Drozdowski“-Gesellschaft. Im voll besetzten Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung (außer den ausländischen Delegationen waren zahlreiche am Thema interessierte Einheimische anwesend), galt der erste Teil der Geschichte und Literatur der Hauptstadt der Bukowina.
Grußworte sprachen der Erste Landtagspräsident Josef Lobnig und der Honorarkonsul der Republik Ukraine, Dr. Horst Schumi. Danach folgten die einleitenden Worte des Gastes aus der Ukraine, Dr. Sergij Osatschuk, und der Vortrag des Abends mit dem Titel „Sie sagten sich Helles und Dunkles“: Paul Celan und Ingeborg Bachmann als Liebespaar, von Univ.-Prof. Dr. Peter Rychlo aus Czernowitz. Eine Buchpräsentation ZeitZug:Czernowitz – Prag – Wien, im Rahmen welcher die Czernowitzerin Iryna Vikyrchak und die aus Prag angereiste und in Graz geborene Milena Findeis eigenes Schaffen vortrugen (in deutscher Sprache), beendete diesen Teil der Veranstaltung, der musikalisch durch Improvisationen am Saxophon von Dipl.-Ing. Manfred Traar begleitet worden war.
Der zweite Teil fand kurz danach im Verwaltungszentrum des Landes Kärnten statt und galt der Vernissage der Ausstellung Bukowina Melange. Fotokunst aus Czernowitz des Czernowitzer Fotoklubs „Pozitiv“. Die Begrüßung erfolgte durch Hans-Heinz Kampfer, Obmann der „Georg-Drozdowski“-Gesellschaft, wonach Erika Napetschnig, Leiterin der Unterabteilung Kunst und Kultur im Amt der Kärntner Landesregierung, die Einführung machte.
Zur Ausstellung sprach, mit Dolmetscher, Ihor Timofiychuk, Präsident des Czernowitzer Fotoklubs und Kurator der Ausstellung, der Inhalt, Zweck und Entstehung der Fotografien präsentierte. Die fast siebzig Bilder, in Mehrheit schwarz-weiß, sind auch in einem zu diesem Anlass angefertigtem Katalog zusammengefasst.
Der 23. November war dem eigentlichen Kongress der Volksgruppen gewidmet und wurde im Mozartsaal des Konzerthauses veranstaltet. Das Hauptthema lautete: „Autochthon – allochthon – autonom. Status und Selbstverständnis europäischer Volksgruppen“.
Nach der offiziellen Begrüßung der Anwesenden, darunter hohe Politiker, eines zahlreichen Publikums, zu dem auch drei Schülergruppen gehörten, und natürlich der Gäste aus dem Ausland, sprach der Landeshauptmann von Kärnten, Gerhard Dörfler. Er lobte die hohe Qualität des Volksgruppenkongresses, auf den er sehr stolz sei. Er dankte allen Mitverhandlern der Kärntner Ortstafellösung und verwies auf die sich nun eröffnenden Chancen durch das neue Miteinander im Alpen-Adria-Raum.
Außerdem hob er u. a. die Buntheit im Land hervor, die auch durch „neue Volksgruppen“ geprägt werde. Allein aus Bosnien-Herzegowina seien heute rund 7.500 neue österreichische Staatsbürger perfekt in Kärnten integriert.
Es wurden neun Referate von Experten aus Österreich, Slowenien, Irland, Deutschland, Südtirol, Rumänien, Spanien und der Ukraine vorgetragen.
Über das Hauptthema Autonomie und neue Minderheiten – Grundlagen und Perspektiven für die Reform des österreicheschen Volksgruppengesetzes, referierte Dr. Gerhard Hesse, Sektionschef im Bundeskanzleramt, Verfassungsdienst, Wien. Aus Rumänien, Hermannstadt, sprach Dr. Dan Ilie Nanu (englisch) über die ungarische Minderheit nach 1989 (soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte). Auch die anderen Referate bezogen sich auf die Lage der jeweiligen Volksgruppen aus den betreffenden Ländern, Fragen der Autonomie, Rechte, Minderheitengesetze usw.
Nach je zwei Referaten folgten Diskussionen, an denen sich zahlreiche Zuhörer aus dem Saal beteiligten. Über Simultanübersetzung konnten die in Deutsch, Slowenisch oder Englisch gehaltenen Vorträge verfolgt werden.
Im Rahmen der Tagung wurde die Neuerscheinung Kärnten Dokumentation, Band 27: Zählen Minderheiten? –Volksgruppen zählen! (das Thema des vorjährigen Volksgruppenkongresses) vorgestellt, Herausgeber: Peter Karpf, Thomas Kassl, Werner Platzer, Udo Puschnig.
Der herzliche Dank der Delegationen aus Rumänien geht an die Landesregierung Kärnten, an Peter Karpf, Udo Puschnig, Werner Platzer und Thomas Kassl, Moderatoren der Veranstaltungen, die sich auch sehr um uns bemüht haben. Heim fuhren wir am 24. November.