Lesung und Gespräch mit Juri Andruchowytsch (Iwano-Frankiwsk), Tanja Maljartschuk (Wien/Iwano-Frankiwsk), Serhij Zhadan (Charkiw) Moderation: Evgenia Lopata (Meridian Czernowitz) Jede Landeskultur hat ihre eigenen Helden und Mythen. Es gibt jedoch Persönlichkeiten, die ihren Platz außerhalb von Landesgrenzen und Mentalitäten finden und zu Subjekten einer neuen Weltkultur werden. So verschmelzen Elemente der deutschen und ukrainischen Kultur im Vermächtnis Paul Celans, eines aus Czernowitz stammenden Autoren, miteinander. In diesem Sinne wollen die drei bekanntesten AutorInnen der heutigen Ukraine, die u. a. Träger deutscher Literaturpreise sind, über die aktuelle Lage der ukrainischen Literatur diskutieren und Kulturdemarkationen sowie grenzübergreifende Zustände aufspüren. Dabei lesen sie aus ihren aktuellen Büchern und sprechen mit Evgenia Lopata über Paul Celans Lebenswerk. Autorensteckbriefe: In Bildern von enormer Eindringlichkeit schildert Serhij Zhadan, wie sich die vertraute Umgebung in ein unheimliches Territorium verwandelt. Mindestens so eindrucksvoll ist seine Kunst, von trotzigen Menschen zu erzählen, die der Angst und Zerstörung ihre Selbstbehauptung und ihr Verantwortungsgefühl entgegensetzen. Seine Auseinandersetzung mit dem Krieg im Donbass findet mit seinem Roman Internat ihren vorläufigen Höhepunkt. Roman „Internat“ (Suhrkamp) wurde ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2018 in der Kategorie Übersetzung (Sabine Stöhr und Juri Durkot). Tanja Maljartschuk beschäftigt sich immer wieder mit dem Thema „Flüchtlinge und verlassene Menschen”. Für ihren Text „Frösche im Meer”, in dem ein Mensch mitten in Europa aus Verzweiflung seine eigene Identität vernichtet, erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis 2018. Ihr neuer Roman „Blauwal der Erinnerung“ (Kiepenheuer & Witsch 2019) zeigt, was es heißt, wenn die Antwort auf die Frage nach dem eigenen Ich aus Angst, Gehorsamkeit und Vergessen besteht. Ein bildmächtiger Roman über die Spurlosigkeit des Verschwindens und die Macht der Erinnerung. Der Roman wurde zum Buch des Jahres 2016 von BBC-Ukraine. Roman „Karpatenkarneval“ (Suhrkamp), geschrieben im September/Oktober 1990, ist der legendäre Bilderstürmertext des 30jährigen Lyrikers und Performance-Künstlers Juri Andruchowytsch, der die ukrainische Literatursprache zerstörte, um sie neu zu erfinden. Damals ein Skandal, eine Revolution, ist er heute erstmals auf Deutsch zu bestaunen – als genialer Auftakt zu den berühmten Prosawerken des Autors: Moscoviada (1993; dt. 2006, st 4312), Perversion (1999; dt. 2011, st 4409) und Zwölf Ringe (2003; dt. 2005, st 3840). »Manche Bücher werden spät übersetzt – und kommen doch gerade zur rechten Zeit. … Andruchowytsch geht mit der Sprache überaus lustvoll um und zeigt der ukrainischen Literatur allein schon dadurch ihr Potenzial auf.« Daniel Henseler, literaturkritik.de Veranstaltungsinfos: Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes „Paul Celan 100: Meridian des großen Meisters der deutschen Sprache: Czernowitz-Paris-Ewigkeit“ in deutscher Sprache. Die Veranstaltung wird von der Internationalen Literaturkorporation MERIDIAN CZERNOWITZ und Paul-Celan-Literaturzentrum Czernowitz in Kooperation mit Freie Ukraine Braunschweig e.V. organisiert und findet statt mit Unterstützung durch das Auswärtige Amt Deutschland und Ukrainian Cultural Foundation. Unser Braunschweiger Partner ist Buchhandlung Benno Goeritz, Breite Str. 20, 38100 Braunschweig.