Igor Pomerantsev ist der geistige Vater des Literaturfestivals Meridian Czernowitz. 2012 fand es zum dritten Mal statt. Mit dem Festival soll die Stadt ihren Platz auf der kulturellen Landkarte zurückerobern.
Was interessiert die internationale Lyrikszene an einer Stadt in der ukrainischen Provinz, an der Grenze zu Rumänien, mit 240.000 Einwohnern? Nun, sie ist ein architektonisches Juwel und polyphon. Sie hat sechs Namen, je einen in deutscher, ukrainischer, russischer, polnischer, rumänischer und jiddischer Sprache – Beleg dafür, dass hier Menschen vieler Ethnien meist friedlich miteinander lebten. Ihre kulturelle Prägung erfuhr die Stadt vor allem zwischen 1775 und 1918, als Czernowitz zum Habsburger Vielvölkerstaat gehörte. Damals stellten schwäbische Bauern und deutschsprachige Juden die Mehrheit der Bevölkerung.
Die Juden genossen in der Bukowina, wie die Gegend um Czernowitz heißt, Freiheiten, die man anderswo nicht kannte. Kaiser Franz Joseph stellte sie mit allen anderen Bevölkerungsgruppen rechtlich gleich. Sie dankten es ihm mit großer Loyalität und brachten die Stadt zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Drei Czernowitzer Dichter ragen besonders heraus: Rose Ausländer, Paul Celan und Selma Meerbaum-Eisinger…
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