Gerhard Falkner wurde 1951 in Schwabach geboren. Sein Debütband «so beginnen am körper die tage« (1981) erregte großes Aufsehen und polarisierte mit unzeitgemäßen, formbewussten Gedichten zwischen unmittelbarer und reflektierter Aktualität und klassischer Moderne. In »der atem unter der erde« (1984) wurde die für ihn von Anfang an typische Adaption einer zeitgenössischen Wahrnehmung durch eine klassische Sprachauffassung fortgeführt. Gleichsam als Gegenbewegung zu der in diesen Jahren gängigen Lyrik der Neuen Subjektivität nehmen Formen- und Anspielungsreichtum noch zu. Pathos und Ironie durchdringen sich und knüpfen damit an den ersten Band an. In »wemut« (1989), seinem bis dahin wichtigsten Gedichtband, den er gleichzeitig als seinen letzten ankündigte, emanzipierte er sich mehr und mehr vom Leitbild des eigenen und einzigen Tons und der geschlossenen Form und schuf neue Ansätze sowohl des Langgedichts wie auch anderer Lyrikkonzepte. Anschließend lebte er längere Zeit in Mexiko und den USA und veröffentlichte die Anthologie »AmLit. Neue Literatur aus den USA« (1992).
In »Über den Unwert des Gedichts. Fragmente und Reflexionen« (1993) attackierte Falkner nicht nur die geringe Wertschätzung von Lyrik, er unternahm – vor allem mit den Mitteln des postmodernen Mischtextes – den Versuch einer Positionsbestimmung der Poesie in der postindustriellen Gesellschaft. Mit »X-te Person Einzahl« (1996) brach er seinen 1989 erklärten Vorsatz: Es folgten das Langgedicht »Gegensprechstadt – ground zero« (2005) sowie »Hölderlin Reparatur« (2008), für die er 2009 den Peter-Huchel-Preis erhielt. In ihrer Begründung würdigte die Jury Falkners »Möglichkeiten sublimen Sprechens in einer Zeit beschädigter Sprachwelten«. In der Novelle »Bruno« (2008) verbindet er die scheiternden Selbstfindungsversuche eines Schriftstellers mit der bizarren Geschichte des bekannten »Problembärs«. Er wurde mit dem Kranichsteiner Literaturpreis (2008), dem August-Graf-von-Platen-Literaturpreis (2009) und dem Nürnberger Kulturpreis (2009) ausgezeichnet. Mit seinem zweisprachigem Gedichtband »Kanne Blumma« (2009) auf Fränkisch und Hochdeutsch schuf er neue Zugänge zu Mundartlyrik. Auf neues Terrain begab er sich mit »Der letzte Tag der Republik / The Last Day of the Republic« (2011), einer Zusammenarbeit mit dem Kunstfilmer Reynold Reynolds, zum Abriss des Palastes der Republik. Auch für sein neuestes Werk arbeitet er mit dem Medium Film: In Zusammenarbeit mit Constantin Lieb und Felix von Boehm entstanden die »Pergamon Poems« (2012). In fünf Kurzfilmen huldigen Film und Lyrik dem Pergamon-Fries. Er lebt in Weigendorf und Berlin.