Von Ira Peter:
Ich hatte wie so oft ein Zeitproblem. Es war Sonntagmorgen, der letzte von drei Tagen des „MERIDIAN Czernowitz“ Lyrikfestivals sollte viele besonders interessante Lesungen und Filmpräsentationen bieten. Ich wollte keine verpassen. Vor der ersten Veranstaltung wollte ich noch ein Interview führen mit Tomer Dotan-Dreyfus, einem in Israel geborenen Autor und Übersetzer aus Berlin. Ich wollte aber auch unbedingt den alten jüdischen Friedhof in Tscherniwzi besuchen. Eine Freundin hatte ihn als absolutes Highlight der Stadt in der Bukowina empfohlen. Spontan fragte ich Tomer, ob wir unser Interview nicht auf dem Friedhof halten könnten.
Er fand die Idee weniger sonderbar als erwartet. Ich liebe Friedhöfe, ich liebe Literatur: Warum nicht einen Podcast daraus machen? – schoss es mir durch den Kopf. Ich steckte mein Mikrophon ein und stieg ins Taxi, das uns zum Friedhof brachte. So entstand die erste Folge von „Verweilzeit – Tod und Literatur“ – ohne Skript und jegliche Vorbereitung – auf dem schönsten Friedhof, den ich je besucht habe.
Interview mit Tomer Dotan-Dreyfus auf dem jüdischen Friedhof in Czernowitz/Tscherniwzi (Ukraine): „Tomer Dotan-Dreyfus: Über Ängste und Sprachfindung“